Die Krise

Die Finanzkrise, die mit der Immobilienkrise in den USA begann, hat die ganze Welt in ihren Bann gezogen. Die Krise, die eigentlich überwiegend nur die USA betroffen hätte, hat auch die restliche Welt (Europa, Asien, Südamerika ..) voll getroffen, weil Bankmanager in unverantwortlicher Weise gehandelt haben.

Angefangen hat es, wie gesagt, mit der Immobilienkrise in den USA. Da wurden die Menschen geradezu dazu gedrängt, sich Häuser und Wohnungen auf Kredit zu kaufen. So wurden zum Beispiel Leuten mit geringem Einkommen (z.B. eine Kassiererin an einer Supermarktkasse) ein Kauf von mehreren Häusern aufgeschwatzt. Die Kredite wurden mit variablen Zins verkauft, das heißt, daß die Zinsen nicht auf fünf oder zehn Jahre festgeschrieben wurden, wie bei uns meist üblich, sondern daß die Zinsen ständig an die jeweilige Marktsituation angepaßt wurden.
Das ging eine ganze Weile gut, solange die Zinsen in den USA niedrig waren. Die US-Notenbank hat dann Schritt für Schritt die Zinsen angehoben. Damit wollte man einer sog. Überhitzung der US-Wirtschaft entgegen steuern, die immer mehr in Fahrt kam.
Zuerst waren es nur wenige, die durch die sich daraus ergebenden höheren Belastungen ihre Kredite nicht mehr bezahlen konnten, es wurden aber mit jedem Zinsschritt der US-Notenbank mehr.  

Jetzt haben die Banken in den USA folgendes gemacht. Sie haben selbst bonitätsschwache Hypothekenkredite mit den Mitteln der Finanzalchemie in vermeintlich erstklassige Anleihen (Wertpapiere) umgestaltet und an Investoren weiterverkauft.

Diese vermeintlich erstklassigen Anleihen wurden massenhaft von Banken in Europa und anderswo gekauft, weil sich damit anfangs eine Menge Geld verdienen ließ. Die Banken haben diese Anleihen zum Teil an Privatleute weiterverkauft und als absolut sichere Geldanlage gepriesen.
Jedem aber, der Ahnung von der Materie hatte, dem war klar, daß man damit vielleicht eine Weile viel Geld verdienen konnte, daß es aber äußerst riskant war. Ich gehe davon aus, daß die Bankmanager das genau wußten, sonst wären sie fehl am Platz gewesen. Aber der Reiz damit in kurzer Zeit viel Geld zu verdienen war anscheinend sehr groß. Sie waren sicher der Meinung, daß sie die Papiere noch rechtzeitig wieder abstoßen können. 
Das ist aber nicht geglückt. Fakt ist, daß damit viele Milliarden Euro in den Sand gesetzt wurden. Die vermeintlich erstklassigen Anleihen sind nichts mehr wert. 

Unsere Bundesregierung hat in kürzester Zeit 400 Milliarden Euro (!!!!!!!!!!!!!!) breit gestellt, um in Not geratenen Banken zu helfen.
Kurz vor der Finanzkrise wurde noch darüber gestritten, ob die Pendlerpauschale auf den Satz angehoben wird, wie er schon einmal war und daß man Fahrten zur Arbeit ab dem ersten Kilometer geltend machen kann (nach dem derzeitigen Stand wird bei einer Entfernung von Wohnung und Arbeitsstätte unter 20 Km nichts bezahlt).
Unser  Bundesfinanzminister, Peer Steinbrück (SPD), hat das abgelehnt, weil dafür kein finanzieller Spielraum vorhanden ist. Das hat er, wohlgemerkt, noch kurz vor der Finanzkrise gesagt. 
Verglichen mit den 400 Milliarden Euro, die man jetzt den Banken hinterher werfen will, wäre die Erhöhung der Pendlerpauschale nur Peanuts gewesen. Als Otto-Normalverbraucher kann man da nur ungläubig den Kopf schütteln.
Hinzu kommt noch, daß die Bankmanager für ihr verantwortungsloses Handeln nicht bestraft werden. Im schlimmsten Fall verliert einer seinen Posten und bekommt dafür noch eine Menge Geld hinterher geworfen.
So geschehen bei der Hypo-Real-Estate. Der Bankchef Georg Funke (53) mußte gehen. Nach seinem Rauswurf wird er aber sicher nicht in finanzielle Not geraten. Laut Geschäftsbericht stehen ihm 560 000 Euro Ruhegeld im Jahr zu – das sind 46 666 Euro pro Monat! Ob sofort oder erst ab dem 60. Geburtstag – das wird noch geklärt.
Die Bundesregierung hat der Hypo-Real-Estate umfangreiche Kreditbürgschaften gewährt. Gemeinsam mit einem Bankenkonsortium sichert der Bund insgesamt bis zu 35 Milliarden Euro ab, wovon die Bank 17 Milliarden in Anspruch nehmen will.

Jetzt aber zurück zu den USA. Ich habe im April 2004 in meinem Beitrag „Politik, Wirtschaft, Umwelt – Querbeet“ gewarnt. Damals schrieb ich folgendes:

Wir müssen uns auf unsere eigenen Stärken konzentrieren und nicht immer auf den „großen Bruder USA“ schauen. In den USA hat die Staatsverschuldung unglaubliche Ausmaße erreicht. Die privaten Haushalte sind auch über die Haarspitzen hinaus verschuldet. Der angeblich so kräftige Wirtschaftsaufschwung in den USA dieses Jahr ist nur auf Pump aufgebaut. Das wird nicht mehr lange gutgehen. In den USA kann von heute auf morgen eine schwere Krise ausbrechen, bei der die ganze Welt mitgerissen wird. Wir sollten weiter guten Kontakt zu unseren „amerikanischen Freunden“ halten, aber die aufgebaute wirtschaftliche Abhängigkeit wieder abbauen, sonst wird uns diese mögliche Krise voll treffen.
Wir müssen uns von den USA wirtschaftlich abkoppeln.

Jetzt ist es passiert, die Krise hat uns voll getroffen. Der deutsche Aktienindex DAX war im Januar 2008 noch bei ca. 8000 Punkten und der bisherige Tiefstand seitdem wurde am 24. Oktober 2008 mit 4043 Punkten erreicht (Intraday, kein Schlußkurs). Im Dezember 2007 waren noch mehrere "Börsenexperten" davon überzeugt, daß der DAX im Jahr 2008 auf 9000 Punkte oder sogar höher steigen wird.
Ich bin kein Hellseher und ich kann auch die Zukunft nicht voraus sagen. Aber damals (schon 2004 und danach) war für viele klar, daß wegen der hohen Verschuldung in den USA die Gefahr sehr groß war, daß früher oder später eine schwere Krise ausbrechen kann.

Die Finanzkrise hätte uns bei weitem nicht so schwer getroffen, wenn mein Rat vom April 2004 befolgt worden wäre (es gab natürlich auch Warnungen von Anderen).
Aber daß unsere Bankmanager so dumm und verantwortungslos sind, die Schulden der Amerikaner für viele Milliarden Euro in Form von Schrott-Papieren aufzukaufen, um damit Geschäfte zu machen, hätte ich in diesem Umfang nicht für möglich gehalten. 

Viele deutsche Firmen und Konzerne haben viel Geld in den USA investiert. Sie sahen in den USA das Mekka, das gelobte Land der Wirtschaft und wollten sich von der Wirtschaftslokomotive, wie die USA auch genannt wurden, ziehen lassen.
Einige haben dadurch schon vor dem Ausbruch der Finanzkrise sehr viel Geld verloren.
Zum Beispiel die Deutsche Post. Der damalige Vorstand, Klaus Zumwinkel, hat voll auf eine globale Expansionsstrategie gesetzt. Unter seiner Führung gab es milliardenschwere Übernahmen in den USA. Den Marktführern FedEx und UPS wurde der Kampf angesagt.  Dieses Engagement entwickelte sich zu einem Fiasko für die Deutsche Post, mit mehreren Milliarden Euro Verlust.
Spätestens jetzt, in der Krise, bereuen viele ihre Investitionen in den USA, weil sie hohe Verluste verbuchen müssen.
Natürlich gab es auch Firmen, die Anfangs auch gutes Geld in den USA verdient haben, wie z.B. die Softwareschmiede SAP. Aber spätestens jetzt nach, oder in dieser Krise, wäre es dringend angeraten die Zelte in den USA abzubrechen. So wie es momentan aussieht, dauert es noch mehrere Jahre, bis man wieder über eine gewinnbringende Investition in den USA nachdenken kann.

Im November wird ein neuer Präsident in den USA gewählt, weil George Bush (Gott sei Dank) nicht mehr antreten darf. Er hinterläßt seinem Nachfolger in jeder Hinsicht einen riesigen  Scherbenhaufen. Ich habe es damals nicht verstanden, daß ihn die Mehrheit der Amerikaner zum Präsidenten gewählt hat. Daß er dann auch noch für eine weitere Amtsperiode gewählt wurde, war für mich dann unglaublich.
Die Bush-Regierung hat die Staatsverschuldung ständig nach oben getrieben. Der Kampf gegen den Terrorismus, Steuergeschenke, die Finanzkrise und anderes haben ein tiefes finanzielles Loch gerissen. Es ist leicht möglich, daß die Bush-Regierung in dieser Hinsicht noch einige Leichen im Keller hat, die erst unter dem neuen Präsidenten zum Vorschein kommen.
Die USA stehen vermutlich am Rande vom Bankrott, ohne es zuzugeben.

Neben der jetzigen Krise sehe ich in den USA noch andere Gefahren. Es gibt Gruppierungen in den USA, die Barack Obama, wenn er die Präsidentschaftswahl gewinnen sollte, umbringen wollen. Was könnte passieren, wenn Attentate auf Obama verübt werden oder er gar ermordet wird?
Dann könnten die USA in einem kompletten Chaos versinken. Es ist traurig, aber dann wäre es leicht möglich, daß jetzt im 21. Jahrhundert in den USA ein Bürgerkrieg zwischen Schwarz und Weiß ausbricht. Hoffen wir, daß es nicht dazu kommt.

So wie ich die Amerikaner einschätze, könnte direkt nach der Präsidentschaftswahl starker Optimismus ausbrechen, egal wer die Wahl gewinnen wird. Nach dem Motto:
Alles wird gut, wir meistern auch diese Krise“. „Der neue Präsident wird uns aus der Krise führen“.
Die Stimmung an der Börse ist oft wichtiger als die reale wirtschaftliche Situation. In diesem Fall wäre es dann möglich, daß die Börsenkurse steil nach oben schießen und einige glauben dann vielleicht sogar, daß die Krise größtenteils hinter uns liegt. Aber spätestens im Januar 2009 kommt dann die Ernüchterung. Die Krise in den USA ist noch lange nicht vorbei, wohingegen wir in Europa wahrscheinlich schneller darüber hinweg kommen werden.

Wie gesagt, ich bin kein Hellseher und ich weiß nicht, was wirklich passieren wird. Wenn ich an der Börse investiere, dann wird mir das manchmal in schmerzvoller Weise klargemacht. 
Hoffen wir das Beste für die Zukunft.